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Zeitzeugin Edith Erbrich kommt mit Schülern ins Gespräch

von Sandra Rosa, 30.10.2019, 12:33 Uhr

Zeitzeugin Edith Erbrich besucht die Zehntklässler - Foto/Abbildung: Sandra Rosa

„Ich möchte Ihnen heute erzählen von meiner nicht so schönen Kindheit.“ Ruhig und klar beginnt Edith Erbrich, Tochter eines Juden und einer Katholikin, ihre Schilderungen aus der Zeit, als sie als Sechsjährige mit Vater und Schwester nach Theresienstadt deportiert wurde.

Auf Initiative des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) besuchte Edith Erbrich die IGS und kam dort mit Zehntklässlern ins Gespräch. Authentisch, klar und nah schilderte sie die kindlichen Eindrücke einer Zeit und wie sie diese erlebt hat. Dabei blieb sie ruhig sprach in hessischer Mundart und berührte gerade dadurch die Schüler auf eine besondere Weise. Sie wolle kein Mitleid. Dies sei auch der Grund dafür, so viele Jahre nicht als Zeitzeugin aufgetreten zu sein. Aufklären wolle sie und sensibilisieren. Aufmerksam und durchaus berührt lauschten die Schüler zunächst ihrem Vortrag, bevor sie eigene Fragen stellten, welche von echtem Interesse zeugten.

Ob sie Angst habe, wenn sie den teilweise noch vorhandenen Judenhass mitbekomme. „Ja, natürlich. Ich bin ja wie ihr“, lautete die freimütige Antwort. Ob sie heute noch einen Glauben ausübe? Sie besuche gerne jede Stätte des Glaubens: Moscheen, Synagogen, Kirchen. Und ob sie die Deutschen hasse? Sie sei doch selbst Deutsche und „Hass ist ein sehr schlechter Begleiter“, so der rote Faden in Edith Erbrichs Besuch. Allein nachvollziehbar fände sie es nicht, wie Menschen andere Menschen derart diskriminieren könnten, sie demütigen und foltern und am Abend fröhlich im Kreise der eigenen Familie säßen.

Genau dieses Unverständnis hatte bereits im Januar die Schülerinnen und Schüler der 10d dazu bewogen, nach einem Besuch der KZ-Gedenkstätte Buchenwald eine eigene Veranstaltung „gegen das Vergessen“ ins Leben zu rufen. Sie hatten nicht fassen können, wie man den Holocaust überhaupt leugnen könne und welche perfide Systematik sich hinter den Handlungen verbarg.

Am 8. Mai 1945, einen Tag vor dem beschlossenen Transport nach Ausschwitz, wurden Edith Erbrich und ihre Familie befreit. Sie blieben in Deutschland. Ob sie nie darüber nachgedacht habe, auszuwandern, fragen die Schüler. Nein, Deutschland sei ihre Heimat, so die gebürtige Frankfurterin nicht ohne Wehmut.