von Alina Bell (11.1), 16.05.2025, 08:00 Uhr

Als ich an diesem Morgen das Haus der Jugend in Mainz betrat, in der ich vor ein paar Jahren selbst debattiert hatte, war es ein merkwürdiges, aber auch sehr schönes Gefühl. Dieses Mal saß ich nicht mehr vorn am Pult, sondern auf der Jurybank - bereit, andere zu bewerten, wo ich früher selbst mit Herzklopfen stand. Ich war aufgeregt, aber auch neugierig, wie es sein würde, zurückzukehren - als Jurorin beim Landesfinale von Jugend debattiert.
Der Tag begann früh, und gleich nach der Begrüßung starteten die ersten Qualifikationsrunden. Die Debatten waren auf einem beeindruckend hohen Niveau - sachlich, strukturiert, rhetorisch stark. Es war spannend, wie unterschiedlich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Themen herangingen. Manche überraschten mit ungewöhnlichen Perspektiven, andere mit klugen Formulierungen oder geschickten Argumentationslinien. Ich habe so viel gelernt - obwohl ich ja eigentlich bewerten sollte. Es war einfach interessant, diese Vielfalt an Gedanken zu hören.
Die Rolle als Jurorin war für mich nicht leicht. Ich habe es ehrlich gesagt als ziemlich anstrengend empfunden, jedem gerecht zu werden, jede Debatte vollständig zu erfassen und hinterher im Jurygespräch fundiert zu begründen, wer warum weiterkommt. Es geht eben nicht nur darum, wer am lautesten oder schnellsten redet - sondern um Sachkenntnis, Gesprächsfähigkeit, Ausdrucksvermögen und Überzeugungskraft. Diese vier Bewertungskriterien konsequent im Blick zu behalten, war eine echte Herausforderung.
Zwischen den Debatten gab es glücklicherweise auch entspanntere Momente. In der Pause traf ich überraschend alte Freunde wieder, mit denen ich früher gemeinsam bei Jugend debattiert unterwegs war. Es war schön, zu sehen, wie viele von ihnen auch heute noch mit dem Projekt verbunden sind manche als Betreuer, andere wie ich als Juror*innen. Wir lachten viel, erinnerten uns an frühere Debatten und erzählten, wohin uns unser Weg seitdem geführt hat. Es war fast ein bisschen wie ein Klassentreffen - und dabei richtig lustig.
Das Finale am Nachmittag war dann der krönende Abschluss. Die Debatte war packend, das Publikum aufmerksam, die Rednerinnen und Redner hochkonzentriert. Am Ende fiel die Entscheidung knapp aus, aber einstimmig - ein würdiger Sieger, der das Land nun im Bundesfinale vertreten wird. Für mich war dieser Tag mehr als nur eine Veranstaltung. Es war ein Zurückkommen, ein Perspektivwechsel und ein Stück persönliche Weiterentwicklung. Ich bin dankbar, dass ich Teil dieser großartigen Initiative bleiben darf - und freue mich schon jetzt auf das nächste Mal.