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Liebe, Laster, Leichtigkeit!

von Marcus Wald, 10.06.2014, 07:42 Uhr

Theaterkritik des General-Anzeigers - Foto/Abbildung: General-Anzeiger Bonn
General-Anzeiger Bonn

Der General-Anzeiger berichtet von der Theateraufführung des Schulzentrums:

Mit ihrer Inszenierung von "Aus dem Leben der Insekten" von Karel Capek hat die Theater-AG der Realschule plus und der Integrierten Gesamtschule unter Petra Schuster nicht nur das Foyer der Rheinhalle bis auf den letzten Platz gefüllt, sondern auch für Begeisterungsstürme gesorgt.

von Sebastian Kirschner

Fortsetzung:

Das Licht erlischt. Trotz des sonnigen Abends vor den Fenstern liegt das Foyer im Dunkeln - alle Fenster sind abgedeckt. Eine wankende Gestalt kämpft sich durch den Zuschauerraum auf die Bühne. Nach einem Schluck aus dem Flachmann stellte er sich vor: ein Philosoph auf Wanderschaft, ein namenloser Vagabund, von einem Landstreicher nicht zu unterscheiden.

Die namenlose Gestalt - bravourös gespielt von Tom Schlabs - schläft ihren Rausch aus und träumt dabei Episoden aus dem Leben unterschiedlicher Insekten. Es folgte eine weitläufige Fabel in vielen unterhaltsamen, aber auch tragischen Bildern.

Den Jungschauspielern wurde mit zweieinhalb Stunden Aufführungszeit und 70 Seiten Text viel zugemutet. Zudem mussten die Hauptdarsteller mehrere Rollen gleichzeitig spielen - rasches Umziehen hinter der Bühne inklusive. Spielten Elisa Arzdorf und Martin Briel gerade noch ein kompliziert verlobtes Schmetterlingspärchen, so waren sie im nächsten Moment schon Mistkäfer und Grille. All das bewältigten die Schüler ohne größere Probleme.

Die Geschichten handelten meist vom mehr oder weniger tragischen Zusammenleben einzelner Insektengruppen. Da waren zunächst die Schmetterlinge, die zwar vordergründig der Poesie frönen, hinten herum aber Intrigen gegeneinander spinnen. Im Reich der Käfer und Grillen schien sich jeder selbst der Nächste zu sein.

Katharina Thelen spielte in einer Hosenrolle den Grillerich, der seine hochschwangere Frau im neuen Heim alleine sitzen lässt und sie damit zum geeigneten Ziel für den Raupentöter (Kilian Buschbaum) macht. Dieser ist wiederum nur damit beschäftigt seine Larve (Julia Büchl) mit Grillen zu füttern. Doch am Ende stirbt auch die Larve als Speise für einen Parasiten. Höhepunkt war die große Kriegsszene zwischen den roten und den gelben Ameisen.

Für diese Szene - von der Technik-AG um Arnd Schuster multimedial mit Video und Lichteffekten bombastisch ausgestattet - brauchte das Ensemble das gesamte Foyer. Überall schwirrten kämpfende Ameisen herum, während der Diktator - gespielt von Roman Kötter - von vorne sinnlose Befehle schrie. Durchgängiger Kontrapunkt war Kristine Muschinski, die eine Puppe spielte, die auf den Beginn ihres Lebens wartet.

Nach dem Krieg geboren, feiert sie mit den anderen Eintagsfliegen in einem farbenprächtigen Tanz ihr viel zu kurzes Leben. Auf die Eingangsfrage des Landstreichers "Das ist ein Spaß, wie?" gaben zwei Schnecken zum Ende hin ihre Antwort: "Das war ein Mordsspaß, ne?"

Textübernahme mit freundlicher Genehmigung des General-Anzeigers