Donnerstag, April 25, 2024
Neues aus der Schule

Zeitzeugin berührt mit schrecklichem Abschnitt ihres Lebens

Bereits im letzten Schuljahr sprach die Klassenstufe 10 im GL-Unterricht intensiv über den Holocaust. Zu dieser Zeit holten wir uns die Informationen aus Büchern und Dokumentationen. Wir wussten bereits viel über diese schreckliche Zeit, aber uns fehlte der Bezug zu persönlichen Erlebnissen auf menschlicher Ebene. Dies änderte sich, als die Zeitzeugin Edith Erbrich unsere Schule besuchte. Über anderthalb Stunden berichtete sie uns über ihre Kindheit.

Ihre Kindheit prägt sie ein Leben lang

Mit etwa sechs Jahren wurde sie zusammen mit ihrer zehnjährigen Schwester und ihrem Vater von Frankfurt nach Theresienstadt ins Konzentrationslager deportiert. Eindrucksvoll erzählte Edith Erbrich uns, wie sie dort mehrere Monate verbrachte, in denen sie schreckliche Taten mit ansehen musste. Eine von vielen Strafen, die die Menschen dort willkürlich bekamen, war, dass sie bei den kältesten Temperaturen draußen in ihren dünnen Hemden stehen mussten und einander nicht helfen durften, wenn einer von ihnen das Bewusstsein verlor.

Nur einen Tag vor ihrer geplanten Deportation nach Auschwitz geschah das schier Unvorstellbare: In der Nacht vom siebten auf den achten Mai 1945 wurde das KZ Theresienstadt von russischen Soldaten befreit. Letztendlich konnte Edith Erbrich mit Vater und Schwester zurück nach Frankfurt zu ihrer Mutter.

Interviews mit Zuhörern

Wir haben für euch Schüler und Lehrer interviewt, die bei diesem Vortrag anwesend waren:

Was hat Sie am meisten bewegt?

„Mich hat am meisten bewegt, als Frau Erbrich berichtete, dass sie sich das Gesicht ihrer Mutter vor der Deportation nach Theresienstadt einprägen wollte, um sie nicht zu vergessen, und dass sie das Bild bis heute im Kopf hat, da man so etwas nicht vergisst. Zudem hat mich berührt, dass die Mutter am Bahngleis auf Wunsch noch einmal die Chance bekam, ihre Kinder zu sehen. Dies war ein ehrlicher Moment.“ – Herr Rothfeld (GL-Lehrer)

„Mich hat am meisten der Moment berührt, in dem die Mutter die Kinder vor der Deportation ein letztes Mal sehen durfte.“ – Chiara (10b)

Wie war Ihre Gefühlslage nach dem Vortrag?

„Ich war sprachlos und erschüttert. Für mich ist es ein unbegreifliches Verbrechen und in mir kamen die Gefühle hoch, wie es so weit kommen konnte. Ein Unwohlsein machte sich im mir breit.“ – Herr Rothfeld (GL-Lehrer)

„Es hat mich mitgenommen und ich war bedrückt, da Frau Erbrich uns ihre Lebensgeschichte so eindrucksvoll erzählte. Im Nachhinein denke ich immer noch darüber nach und es bleibt für mich unbegreiflich.“ – Nele (10b)

Warum war es Ihnen wichtig, dass Frau Erbrich zu uns an die Schule kommt?

„Für mich ist es vor allem wichtig, was man mit so einer Information macht. Man sollte daraus lernen, Verantwortung zu übernehmen, dazwischen zu gehen, wenn man Diskriminierung mitbekommt und aktiv werden.“ – Frau Rosa ( 2.Stellvertreterin der Schulleitung)

Text: Ana, Anna-Lena und Nele / Foto: Frau Rosa