Freitag, April 26, 2024
Das Making-of: Wie ein Theaterstück entsteht

Im Gespräch mit Herrn Johann

Seit August bereitet Herr Johann gemeinsam mit Frau Staudacher die Mitglieder der Theater-AG auf die Aufführung des neuen Stückes im April vor. Der Schülerzeitung stand Herr Johann Rede und Antwort.

Lieber Herr Johann, wie lange unterrichten Sie schon „Darstellendes Spiel“?

Da ich während meines Referendariats leider nur wenig Möglichkeit hatte, das Fach zu unterrichten und die IGS meine erste Stelle nach dem Referendariat ist, unterrichte ich das Fach seit eineinhalb Schuljahren. Zuvor unterrichtete ich jedoch während meines Studiums, sodass insgesamt zweieinhalb Jahre zusammenkommen.

Warum haben Sie sich für das Fach „Darstellendes Spiel“ entschieden?

Jeder spielt täglich eine Rolle, sei es die Rolle des Schülers oder des Lehrers, die Rolle des Kindes oder die Rolle, die wir in unseren Vereinen spielen. So gesehen ist die ganze Welt eine Bühne. Das sieht man daran, dass man sich unterschiedlich verhält, je nachdem mit welcher Person man sich umgibt.
Im WPF setzt man sich intensiv mit dem Schlüpfen in Rollen und dem Darstellen von Rollen auseinander. So hilft das Fach, die Welt besser zu verstehen und das finde ich unglaublich spannend und bereichernd.
Zudem gibt es durch das Fach eine Bühne für Schülerinnen und Schüler, auf der sie alles sein können, was sie wollen. Sie können bisher versteckte Seiten an sich entdecken und erproben, was die Grundvoraussetzung für persönliche Weiterentwicklung ist.
Der dritte Aspekt, den ich an dem Wahlpflichtfach so spannend finde, ist die Tatsache, dass die oben benannte Bühne den Schülerinnen und Schülern eine Plattform bietet, auf der ihnen Gehör geschenkt wird. Was auch immer die Kinder im Alltag vielleicht nicht ausdrücken können, können sie auf dieser Bühne mitteilen.

Was interessiert Sie am Theater?

Ich kann auf diese Frage keinen bestimmten Aspekt benennen. Es gibt so viel Interessantes am Theater. Das Zusammenspiel der Schauspieler, die Interpretation einer Rolle, aber auch die Auseinandersetzung mit dem Thema. Dies betrifft auch das Licht, das Bühnenbild und die Requisiten.
Neben dem, was auf der Bühne passiert, ist aber auch die Organisation interessant. Hier gibt es so viele Menschen, die involviert sind, sei es der Autor, die Intendanz oder die Dramaturgen. Zu all diesen Bereichen kann man so viel lernen und ich kann nicht bewerten, welcher Aspekt mich vordergründig interessiert.

Was ist der Hintergrund des neuen Stückes?

Das Stück haben die Schülerinnen und Schüler selbst ausgewählt. Das finde ich besonders toll, da es sich folglich um ein Thema handelt, zu dem die Schülerinnen und Schüler etwas zu sagen haben und es thematisieren möchten.
Im Mittelpunkt des Stücks steht eine Schülerin, die aus verschiedenen Gründen eine Außenseiterrolle einnimmt. Sie erfährt keine Liebe zu Hause und in der Schule wird sie gemobbt. Dieser Schülerin (Antonia) nimmt sich eine charismatische Lehrerin an, die ihre ganz eigenen, nicht immer freundlichen Interessen verfolgt.
Über allem steht die Frage, wie eigentlich mit Kindern innerhalb der Schule, der Familie oder im Freundeskreis umgegangen wird und welche Folgen dieser Umgang hat. Ob es Antonia gelingt, sich gegen all diese Widerstände zu behaupten, das möchte ich noch nicht verraten.

Woran merken Sie, dass eine Person zu einer bestimmten Rolle passt?

Diese Frage ist sehr schwierig zu beantworten. Einerseits lernt man durch Übungen und Spielen die Schülerinnen und Schüler kennen. Da bekommt man einen ersten Einblick. Zudem spielt es auch eine Rolle, ob die Schülerinnen und Schüler eher eine Rolle spielen wollen, die ihnen charakterlich entspricht. Aber auch das genaue Gegenteil kann ein Grund für eine Besetzung sein, falls man mal eine ganz andere Seite zeigen möchte.
Letztlich spielt bei mir auch immer das Gefühl eine Rolle. Wenn scheinbar alles stimmt, ich aber das Gefühl habe, dass das keine gute Entscheidung ist, dann besetze ich die Rolle auch nicht. Genauso kann scheinbar nichts passen, ich bin aber sicher, dass der Schüler oder die Schülerin das sehr gut macht, dann handele ich auch danach.

Aus welchen Gründen sollte man „Darstellendes Spiel“ wählen?

Darstellendes Spiel sollte man wählen, wenn man Spaß daran hat, sich selbst neu kennenzulernen und sich gut auf Neues einlassen kann. Wem es Freude bereitet, in neue Rollen zu schlüpfen, gemeinsam mit anderen an einem praktischen Projekt zu arbeiten, der ist im WPF „Darstellendes Spiel“ genau richtig. Ebenfalls sollte man DS wählen, wenn man bereit ist, Verantwortung für eine Gruppe zu übernehmen.

Haben Sie schon im Theater auf einer Bühne vor dem Publikum gespielt? Wenn ja, in welchen Stücken? Und wie war dies?

Im Rahmen meines Studiums habe ich ganz viel Theater gespielt. Zu den vielen Projekten gehörten da kleinere Inszenierungen beispielsweise in Ludwigshafen oder beim Martha-Saalfeld-Literaturförderpreis in Landau. Ebenfalls habe ich im Rahmen des Theaterfestivals in Landau an mehreren kurzen Stücken mitgewirkt. Dazu zählte zum Beispiel „Wie es euch gefällt“ von Shakespeare. In einem großen Projekt habe ich im Musical Anatevka die Rolle des Studenten Perchik spielen dürfen. Dieses Stück haben wir mit meinem Studienjahrgang insgesamt elf Mal gespielt. Das war eine ganz tolle Erfahrung!
Vor Publikum auf einer Bühne zu stehen bedeutet auch immer, sich angreifbar zu machen. Das ist beim Theater natürlich nicht anders. Dementsprechend war auch ich immer aufgeregt. Gleichzeitig hat es aber auch immer sehr viel Spaß gemacht.

Waren Sie aufgeregt vor Ihrem ersten Theaterstück, welches Sie an dieser Schule aufgeführt haben?

Ich muss gestehen, dass ich sehr aufgeregt war. Schließlich wurde mir von vielen Seiten nur lobend von den vorherigen Stücken berichtet. Da wollte ich nicht, dass das erste Stück unter meiner Verantwortung den guten Ruf der Theater AG beschädigt. Gleichzeitig habe ich aber in jeder Probe gesehen, welche Leidenschaft und welches Engagement die Schülerinnen und Schüler in das Stück investierten und das hat mir dann auch viel Aufregung genommen. Zudem war es für viele nicht die erste Aufführung und sie hatten von meinen Vorgängern und Vorgängerinnen sehr viel gelernt.

Vielen Dank für Ihre Antworten und die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben, Herr Johann.

Das Interview führten Aleksandra, Ina und Lina / Foto: Ina